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Wild, I./Wilms, C.: Sind wir uns wirklich einig?

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Verkaufspreis16,00 €

Ilka Wild/Carolin Wilms
Sind wir uns wirklich einig?
Geschichten einer deutsch-deutschen Beziehung

248 S., Br., 135 × 210 mm
ISBN 978-3-96311-453-3

Erschienen: April 2021


30 Jahre Wiedervereinigung – was uns Deutsche eint, was uns trennt

Eigentlich scheint die deutsche Einheit eine Erfolgsgeschichte zu sein. Doch wie weit sind die beiden Teile Deutschlands drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung wirklich zusammengewachsen? Warum wird immer noch auf OST oder WEST abgestellt, als handle es sich um schwerwiegende Vorerkrankungen, auf die Rücksicht zu nehmen ist? Das (ost-)deutsch-(west-)deutsche Autorinnenduo Ilka Wild und Carolin Wilms spürt den alltäglichen Herausforderungen der Wiedervereinigung in ebenso unterhaltsamen wie informativen Texten nach. Durch fundiertes Faktenwissen und die persönlichen Beobachtungen der beiden Journalistinnen ist ein sachliches und dennoch empathisches Zwischenfazit entstanden – beide sind durch langjährige Lebens- und Arbeitserfahrung jeweils in Ost und West geprägt. Anhand von Themenkreisen wie Mauerfall, Alltag bis Berufswahl, Karrieremöglichkeiten und – ganz aktuell – COVID-19-Pandemie zeigen die Autorinnen die regionalen Unterschiede auf, die aufgrund der verschiedenen Sozialisationen bis heute nachwirken oder allmählich verschwimmen.


Dr. Ilka Wild, geb. 1971 in Gotha, ist gelernte Schneiderin und Bankkauffrau. Nach zehn Jahren Tätigkeit für eine Bank studierte sie Sprachwissenschaften. Anschließend war sie zwei Jahre hauptberuflich bei Radio Taiwan International als Radiojournalistin in Taipeh. Zurück in Deutschland promovierte sie 2018 an der Universität Erfurt, daneben arbeitete sie als freie Radiojournalistin bei MDR aktuell Radio. Derzeit hat sie einen Lehrauftrag in Taipeh.

Carolin Wilms, geb. 1969 in Bremen, ist Dipl.-Betriebswirtin und hat zehn Jahre in der Automobilindustrie – davon zwei Jahre in Mexiko – gearbeitet. Nach der Elternzeit studierte sie in den USA und in Leipzig Journalistik. Seitdem arbeitet sie in Leipzig als freie Journalistin für internationale und nationale Printmedien wie »El País« und »FAZ« über Karrierethemen und Start-ups aus dem Osten.


»Ein sehr lesenswertes Buch, das von den persönlichen Beispielen des Lebens und der Wahrnehmung in den sogenannten alten und neuen Bundesländern lebt und faktenreich 30 Jahre deutsche Geschichte beleuchtet.«
Wilfried Arnold, Evangelischer Buchberater, 4/2021

»Eigentlich – vielleicht haben die beiden es ja gar nicht gemerkt – ist ihr sehr facettenreiches Buch eine eingehende Kritik an der Wahrnehmung des Ostens in den dominierenden und im Westen produzierten Medien.«
Ralf Julke, Leipziger Zeitung, 27. Juni 2021

»Sie haben  ihre Beobachtungen und Eindrücke zu Themenkreisen wie Mauerfall, Alltag bis Berufswahl, Karrieremöglichkeiten und Pandemie aufgeschrieben, zeigen regionale Unterschiede auf, die aufgrund der verschiedenen Sozialisationen bis heute nachwirken oder allmählich verschwimmen.«
Elisabeth Heller, cre-active, Juni 2021

»Ein überaus aufschlussreiches Buch!«
ekz.bibliotheksservice, 17. Mai 2021


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Sie beide haben sehr unterschiedliche Lebensläufe und landeten dennoch beide in der Journalismus-Branche. Wie kamen Sie dazu?
Carolin Wilms: Als Journalist muss man verschiedene Dinge können: relevante Themen erkennen, über den Tellerrand hinausblicken, Menschen zum Reden bringen, Informationen prüfen und präzise aufbereiten, viel gelesen haben, um/und selbst gut schreiben zu können. Neben der Professionalität braucht man dafür auch Menschen- und Lebenserfahrung. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass ich erst in Vorleistung gegangen bin und heute auf diese Fähigkeiten und Eigenschaften zurückgreifen kann, denn eigentlich wollte ich nach der Schule schon Journalistin werden. Jetzt profitiere ich davon, dass ich mal Lehrling war, der bei der Chef-Sekretärin die Spülmaschine ausräumen musste oder in meiner Bretterbude auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses in Mexico-City die Ratten verjagt oder später als Führungskraft in der Industrie Budgets verteidigt habe. Letztlich haben mir meine beiden Töchter für vieles die Augen geöffnet, denn auch im Sandkasten will einer immer den größten Bagger haben. Vor allem aber erlebe ich durch meine Kinder die Veränderung in der Rezeption von Medien, gerade auch der klassischen Formate, und die steigende Bedeutung von Qualitätsjournalismus, die aber dem Nachwuchs erst vermittelt werden muss. Insofern freue ich mich, damit heute auch ein Stück Verantwortung für unsere Gesellschaft mit übernehmen zu können.
Ilka Wild: Obwohl mich Journalismus und Schreiben immer interessiert hat, kam ich beruflich eher zufällig dazu: Wir zogen 2008 nach Taiwan, ich sah eine Stellenanzeige beim internationalen Radio in Taipei und bewarb mich, die Vorraussetzungen (Chinesisch und Englischkenntnisse, geeignete Stimme und Sinn für gesprochene Texte) passten. So kam ich quasi ‚learning by doing‘ zum Radio-Journalismus.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Uneinigkeiten, die auch heute noch zwischen »Ost und West« herrschen?
Carolin Wilms: Ich kann das nicht allgemeingültig beantworten, denn es hängt davon ab, welche individuellen Erfahrungen die Menschen im Osten mit dem neuen System gemacht haben. Dabei gibt es eine große Bandbreite: Welche, deren Träume sich nicht erfüllt haben, einige im Westen, die an Stereotypen festhalten – oft aus mangelhafter Kenntnis über die »anderen«, auch noch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung. Ich denke, wir sollten in Deutschland weniger auf das blicken, was nicht so toll läuft, sondern uns daran zu freuen, was wir alles erreicht haben und uns darauf fokussieren, welche Aufgaben vor uns liegen, die wir als Land gemeinsam bewältigen müssen.
Die Dichterin Amanda Gorman brachte es bei der Amtseinführung von Joe Biden auf den Punkt: Keine Gemeinschaft, die perfekt sei, strebe man an, sondern eine, die ein Ziel habe.
Ilka Wild: Man blickt noch immer aus unterschiedlichen Perspektiven auf Deutschland, die einen mit dem Wirtschaftswunder im Rücken, die anderen mit der DDR-Diktatur. So waren und sind die Erwartungen an das geeinte Deutschland nach wie vor unterschiedlich. Die einen erwarten Dankbarkeit, die anderen Anerkennung und Verständnis. Dadurch fehlt es manchmal an Augenhöhe: die einen blicken, vielfach unabsichtlich, herab, die anderen schauen noch zu viel herauf bzw. von außen hinein. Auch im Alltäglichen gibt es noch viele Unterschiede, die aus der Vergangenheit herrühren. Diese Unterschiede muss man verstehen, das ist, meiner Meinung nach, der Schlüssel zu einem besseren Miteinander. Man muss sich ja nicht in jedem Punkt einig sein, aber man sollte sich gegenseitig respektieren, als gleichwertig betrachten.

Wie einig waren Sie sich denn beim Schreiben des Buchs?
Carolin Wilms: Sehr einig, vielleicht zu einig. Ich kann mich an keine Fragestellung erinnern, bei der wir uns nicht annähern konnten. Manchmal haben wir erst Argumente ausgetauscht und waren uns dann einig. Denn von außen betrachtet ist die Wiedervereinigung trotz vieler Unvollkommenheiten eine unglaubliche Leistung und da wir beide Deutschland auch aus der Außensicht kennen, hatten wir eine riesige Schnittmenge. Diese Einigkeit ist also das Ergebnis von Erfahrung und Dialogbereitschaft und -fähigkeit. Warum soll das nicht auch in der Breite der Gesellschaft möglich sein? Und zwar in Ost und West!
Ilka Wild: Die Arbeit an dem Buch begann vor ca. 3 Jahren. Natürlich waren wir uns nicht immer und in jedem Punkt einig. Obwohl wir doch im Großen und Ganzen erstaunlicherweise die Dinge oft ähnlich sahen, gab es auch bei uns Meinungsverschiedenheiten. Das kann man  in manchen Kapiteln des Buches auch gut wieder finden. Ich denke, wenn es diese Unterschiede zwischen Ost und West nicht mehr gäbe, wäre dieses Buch auch nicht entstanden.